Was ist ein Symptom-Tagebuch?
Es ist manchmal gar nicht so leicht, sich verlässlich zu erinnern, wie man sich zu einem bestimmten Zeitpunkt körperlich oder seelisch gefühlt hat. Und trotzdem sind es genau diese Fragen, mit denen man bei Ärzt:innen konfrontiert wird:
Wann genau haben Ihre Beschwerden begonnen? Was ist zuerst aufgetreten, Fieber oder Halsschmerzen? Hatten Sie diese Beschwerden schon früher einmal? Haben Sie bereits in den letzten Wochen vor der akuten Erkrankung Veränderungen bemerkt?
Im Rahmen einer Erkrankung können gut dokumentierte Antworten auf diese Fragen wichtige Hinweise zur Ursache liefern. Und auch für die Auswahl und Feinjustierung der richtigen Therapie machen sie den Unterschied. Aus diesen Gründen spielen Symptom-Tagebücher eine immer größere Rolle in der Medizin. Denn mit dem Tagebuch lässt sich der exakte Gesundheitszustand vor, während und nach einer Erkrankung erfassen. Zudem bietet es Aufschluss über das Stadium einer Erkrankung und deren Schweregrad.
Symptome digital über eine App tracken
Auch technisch hat sich einiges getan: Vorbei sind die Zeiten mit lästigem Gekritzel und Bergen von Notizen, die meist aufwendig, schwer lesbar und schlecht mit Ärzt:innen teilbar sind. War das Führen eines Symptom-Tagebuchs früher noch ein handschriftlicher Kraftakt, geht heute digital vieles einfacher.
So können alle Fragen mit der richtigen Symptom-Tagebuch-App zuverlässig und ohne großen Aufwand beantwortet werden. Anschließend können die Angaben problemlos mit Ärzt:innen oder sogar Wissenschaftler:innen geteilt werden.
Symptom-Tagebuch Vorlage: Was sollte dokumentiert werden?
Ein Symptom-Tagebuch ist am hilfreichsten, wenn Sie bestimmte Informationen konsequent und in einer einheitlichen Struktur festhalten. Die folgende Vorlage kann Ihnen dabei als Orientierung dienen, welche Angaben für Sie selbst und behandelnde Ärzt:innen besonders wertvoll sind:
- Datum und Uhrzeit des Auftretens der Beschwerden
- Art des Symptoms
- Ort/Lokalisation im Körper
- Stärke der Beschwerden (zum Beispiel auf einer Skala von 0 bis 10)
- Dauer des Symptoms und Verlauf über den Tag
- Begleitende Symptome
- Mögliche Auslöser oder Situationen (zum Beispiel bestimmte Lebensmittel, Stress, körperliche Belastung)
- Eingenommene Medikamente oder andere Maßnahmen (zum Beispiel Ruhe, Kühlung, Bewegung)
- Wirkung dieser Maßnahmen auf die Beschwerden
- Auswirkungen auf den Alltag (zum Beispiel Arbeit, Schlaf, soziale Aktivitäten)
Je genauer und regelmäßiger diese Punkte dokumentiert werden, desto leichter lassen sich Muster erkennen und mit der Zeit fundierte Entscheidungen für Diagnostik und Therapie treffen.
Vorteile für die Nutzer:innen
Für die Nutzer:innen selbst bietet ein Symptom-Tagebuch auch viele praktische Vorteile: Es zeigt auf, wie die Krankheit verläuft und welche Symptome sich wiederholen. So kann ein Symptom, das bei einmaligem Auftreten eher unwichtig scheint, in der Gesamtschau einer Erkrankung ein wichtiger Hinweis sein. Gleichzeitig gewinnen Patient:innen ein besseres Verständnis dafür, welche Situationen, Tageszeiten oder Auslöser Beschwerden verschlimmern oder lindern. Viele empfinden es außerdem als entlastend, Symptome nicht ständig „im Kopf mittragen“ zu müssen, sondern sie strukturiert festzuhalten.
Vom Symptom-Tagebuch zur Diagnose
Mit Fragen wie oben versuchen Ärzt:innen ein möglichst genaues Bild der Beschwerden zu bekommen. Denn neben der freien Schilderung der Betroffenen ist es bei der sogenannten Anamnese für die Ärzt:innen wichtig, nach weiteren Symptomen und deren zeitlichen Zusammenhang zu fragen.
Dies betrifft auch Symptome, die Betroffene möglicherweise gar nicht selbst in Zusammenhang mit der aktuellen Erkrankung bringen. Je genauer die Angaben hierbei sind, desto wahrscheinlicher wird die richtige Diagnose [1].
In früheren Studien wurde geschätzt, dass alleine mit einer guten Anamnese in bis zu 83 Prozent der Fälle die richtige Diagnose gestellt werden kann [2|. Während die körperliche Untersuchung durch die Ärzt:innen aufgrund der rapiden Zunahme technischer Untersuchungsmöglichkeiten an Bedeutung verliert, bleibt die Anamnese ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Diagnose. Sie kann außerdem dabei helfen zu erkennen, ob notwendige weitere Untersuchungen durchzuführen oder möglicherweise schädigende Untersuchungen zu unterlassen sind.
Nutzen bei chronischen Erkrankungen
Allerdings können viele Menschen die Fragen der Ärzt:innen häufig nicht oder nicht genau beantworten. Denn unser Erinnerungsvermögen lässt uns hierbei allzu oft im Stich. Besonders herausfordernd ist die Erinnerung an die einzelnen Beschwerden bei Menschen, die häufiger krank sind oder an einer chronischen Erkrankung leiden. Genau hier kann ein Symptom-Tagebuch hilfreich sein [3].
So kann die tägliche Dokumentation von Beschwerden, aber auch die Dokumentation an den Tagen, an denen keine Beschwerden vorliegen, den Ärzt:innen bei der Diagnose helfen. Dabei kann ein Symptom-Tagebuch natürlich keinesfalls den Besuch bei Ärzt:innen ersetzen und darf auch nicht dazu führen, diesen bei medizinischer Notwendigkeit hinauszuzögern.
Kopfschmerzen, Migräne und Co. dokumentieren
Mittlerweile empfehlen medizinische Fachgesellschaften bei vielen Krankheiten, ein Tagebuch mit den Beschwerden, dem Zeitpunkt des Auftretens und der Einnahme von Medikamenten zu führen. Hierzu zählen beispielsweise ein Kopfschmerztagebuch bei Personen mit Migräne [4], ein Blutzuckertagebuch bei Personen mit Diabetes mellitus [5] oder ein Schlaftagebuch bei Schlafstörungen [6].
Die Liste von Erkrankungen, bei denen ein Tagebuch hilfreich ist, ließe sich noch weiter fortführen. Aber auch bei Personen ohne chronische Erkrankung kann das Tagebuch helfen, optimal für das nächste Gespräch mit dem Arzt vorbereitet zu sein.
Warum sollte ich meine Beschwerden täglich dokumentieren?
Die größte Herausforderung bei allen Tagebüchern ist jedoch, die Dokumentation täglich durchzuführen. Denn während Betroffene während einer Erkrankung häufig noch motiviert sind, das Symptom-Tagebuch zu führen, gerät dies in beschwerdefreien Zeiten schnell in Vergessenheit.
Dabei können mit den Informationen aus Symptom-Tagebüchern sogar wichtige Erkenntnisse für die Forschung gewonnen werden. Wenn diese Informationen anonym mit Wissenschaftler:innen geteilt oder „gespendet” werden, können beispielsweise Grippewellen oder der Verlauf von Pandemien besser abgeschätzt werden [7].
Warum ein digitales Symptom-Tagebuch führen?
Die Nutzung digitaler Lösungen bringt in diesem Zusammenhang zahlreiche Vorteile mit sich:
Bei vielen ist das Smartphone der tägliche Begleiter vom Frühstück bis zum Schlafengehen. Eine App zur Symptomerfassung kann einen wesentlich geringeren Aufwand bedeuten und lässt sich für viele leichter in den Alltag integrieren, als Notizen in einem Buch oder auf einem Notizzettel zu machen.
Die dokumentierten Symptome können den Ärzt:innen oder anderen Vertrauenspersonen gezeigt werden, sofern dies gewünscht ist. Wenn eine App mobile Schnittstellen hat, wäre sogar das direkte Teilen des Symptom-Tagebuchs mit behandelnden Ärzt:innen denkbar.
Zudem könnten diese Dokumentationen später auch medizinischen Wissenschaftler:innen dabei helfen, Verhaltensmuster und Lebensweisen in Verbindung mit späteren Krankheiten zu bringen.
Am besten lässt sich ein Symptom-Tagebuch per App nutzen, indem Sie:
- tägliche Routinen schaffen wie Symptom-Tagebuch-Nutzung nach dem Aufstehen oder Abendessen.
- Push-Benachrichtigungen erlauben, um täglich durch die App erinnert zu werden.
- Termin-Erinnerungen im Smartphone täglich auf die gleiche Zeit setzen.
- Post-its aufhängen.
Allein diese kleinen Maßnahmen können eine feste Routine in Ihrem Verhalten schaffen, die Sie nach einer gewissen Zeit nicht mehr als Zusatzaufwand wahrnehmen.
Mit dem Führen eines digitalen Symptom-Tagebuchs können Sie also den behandelnden Ärzt:innen helfen, die für die Anamnese und Diagnose wichtigen Details übersichtlich zu überblicken und so die passende Therapie zu wählen.
Aufgrund der automatischen Erinnerungsfunktion vereinfacht es die tägliche Dokumentation und kann digital leicht mit allen Behandler:innen und Angehörigen geteilt werden. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.
Symptom-Tagebuch für Corona und Long COVID
Data4Life bietet in der Data4Life-App ein Symptom-Tagebuch an, das Ihnen bei der Erfassung Ihrer COVID-19-Erkrankung hilft. Weitere Informationen finden Sie hier.
Digitale Produkte können unterstützen, Symptome zu erfassen, doch sind sie damit direkt rechtlich auch ein Medizinprodukt?
Ein gutes Beispiel für eine Digital Health Lösung als Alternative zum klassischen Gesundheitstagebuch ist ein digitales Symptom-Tagebuch. Eventuell nutzen oder planen Sie bereits die Anwendung eines Tagebuchs? Erfahren Sie mehr zu den Hintergründen, wie ein Symptom-Tagebuch rechtlich eingeordnet wird.
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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