1. Was ist Krebs?
Wenn jemand von der eigenen oder der Krebserkrankung eines Bekannten erfährt, denken viele als Erstes an Fälle, von denen sie in der Vergangenheit gehört haben. Jedoch könnten die verschiedenen Arten und Schweregrade oft kaum unterschiedlicher sein. Zudem gibt es bei Krebserkrankungen viele Begriffe, die teils andere Dinge beschreiben. Umso wichtiger, sich mit den Hintergründen vertraut zu machen:
Übersicht: Wichtige Begriffe zum Thema Krebs [1]
Krebs
- Umgangssprachliche Bezeichnung für die unkontrollierte Vermehrung von Zellen.
- Es handelt sich dabei um bösartige Neubildungen.
- Krebs kann jeden Zelltyp und damit jedes Organsystem im Körper betreffen.
Neoplasie:
- Häufig von Medizinern verwendeter Fachbegriff.
- Beschreibt ebenfalls eine Neubildung von abnormem Gewebe, allerdings kann diese gutartig oder bösartig sein.
→ Jeder Krebs ist eine Neoplasie – nicht aber andersrum (Beispiel gutartige Neoplasien).
Tumor:
- Der Begriff Tumor bedeutet nicht dasselbe wie Krebs.
- Vielmehr beschreibt er jedwede Art der abnormen Größenzunahme im Gewebe.
- Ursache müssen also keineswegs entartete Zellen sein, sondern zum Beispiel auch eine Schwellung im Rahmen einer Entzündung.
→ Nicht alle Tumore sind Krebs (Beispiel Schwellung) und nicht jeder Krebs ist ein Tumor (Beispiel Blutkrebs).
Malignom:
- Dies ist der Fachbegriff für einen malignen Tumor.
1.1. Unterschied zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren
Tumore werden grob in zwei Gruppen unterteilt: gutartig und bösartig. Dabei gibt es eine Reihe an Merkmalen, mithilfe derer diese Unterteilung erfolgen kann:
Zunächst ist da die sogenannte „Differenzierung”. Sie beschreibt, wie sehr die Tumorzellen dem Ursprungsgewebe ähneln. Ist die Ähnlichkeit zu dem Gewebe, aus dem der Tumor hervorgegangen ist, groß, spricht man von einem „gut differenzierten” Tumor. Dies ist prognostisch günstig und ein Merkmal von gutartigen Tumoren [2].
Ein weiterer Anhaltspunkt ist das Wachstum. Teilen sich die Tumorzellen nur langsam und lassen den Tumor damit nur allmählich an Größe gewinnen, handelt es sich ebenfalls eher um einen gutartigen Tumor. Das Gegenteil wäre bei bösartigen Tumoren der Fall, wo das schnelle Wachstum mit einem grenzüberschreitenden Einwachsen in andere Gewebe verbunden sein kann [2].
Gutartige Tumore sind dagegen meist gut abgrenzbar und zeigen unterm Mikroskop kaum Veränderungen ihrer Zellstruktur. Zudem neigen sie selten dazu, in andere Organe zu metastasieren oder nach erfolgreicher Behandlung als Rezidiv zurückzukehren. Bei bösartigen Tumoren sieht man unterm Mikroskop dagegen viele atypische Veränderungen mit erhöhter Aktivität. Metastasierung und Rezidive sind häufig [2].
2. Ursachen und Risikofaktoren: Wie Krebs entsteht
Dass sich Körperzellen teilen, ist wichtige Grundlage unseres Lebens. Ein anschauliches Beispiel ist das Abheilen einer offenen Wunde. Neue Hautzellen nehmen erfolgreich den Platz der alten ein. Jedoch erfolgen all diese Abläufe kontrolliert nach einem festen Plan: unserer DNA.
Anders sieht es bei Krebs aus. Ausgangspunkt ist hier eine Schädigung der DNA. Schon eine einzelne Mutation kann dazu führen, dass der entsprechende DNA-Abschnitt fortan gar nicht mehr oder aber fehlerhaft abgelesen wird. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein:
Übersicht: Ursachen einer DNA-Schädigung [1, 5]
Bestimmte Virusarten:
- Es gibt Viren, die in der Lage sind, die DNA von Körperzellen zu verändern.
- Dies gelingt, indem sie die körpereigene Regulation des Zellzyklus inaktivieren.
- Hierzu zählen zum Beispiel bestimmte Subtypen des Humanen Papillomavirus (HPV), welche Gebärmutterhalskrebs verursachen können.
Bestimmte Arten von Strahlung:
- Hierzu zählt unter anderem UV-Strahlung mit Hautkrebs als Folgeerscheinung sowie ionisierende Strahlung mit diversen Krebsarten als potenzielle Folge.
Bestimmte chemische Schadstoffe:
- Benzin, Zigarettenrauch oder auch Alkohol gehören alle zu den Substanzklassen, die dosisabhängig Krebs verursachen können.
Zufallsmutationen:
- Mutationen können auch ohne externen Auslöser auftreten.
Dem gegenüber stehen die Reparatursysteme der Zelle. Denn Mutationen treten ständig auf und führen in den allermeisten Fällen nicht zu Krebs. Stattdessen können die Reparatursysteme der Zelle die Defekte rechtzeitig beheben. Erst wenn dies nicht gelingt, wird der Fehler an die Tochterzelle weitergegeben [1].
Und auch dann ist der Weg noch lang: Meist müssen viele weitere Mutationen in derselben Zelle auftreten, bei denen wichtige „Notfall- und Kontrollgene” in ihrer Funktion gestört werden. So dauert es meist Jahre, bis der Kontrollverlust endgültig ist und der nun bösartige Tumor beginnt, unkontrolliert zu wachsen [1].
So erklären sich verschiedene Dinge. Eine Krebserkrankung kann auftreten, obwohl der auslösende Reiz – zum Beispiel Rauchen – schon Jahre zurückliegt. Auch kann für jeden Schadstoff zwar ein statistisch durchschnittlicher Grenzwert errechnet werden, der eine Krebserkrankung wahrscheinlich macht. Für die Einzelperson kann man es jedoch nie sicher vorhersagen. Denn die Stärke der eigenen Zellreparatur bleibt unbekannt [1].
Generell nimmt die Durchschlagskraft der Reparatursysteme mit dem Alter ab und die Zahl der Krebserkrankungen zu. Dass Krebserkrankungen heute zu den häufigsten Todesursachen weltweit zählen, liegt also vor allem an unserer gestiegenen Lebenserwartung. Jedoch sterben hochbetagte Menschen häufig „mit” und nicht zwingend „an” einem Tumor [3, 4].
2.1. Krebsauslöser: Gene, Lifestyle oder Umwelt?
Unter Forscher:innen wird heftig debattiert, ob bei der Krebsentstehung vor allem die Gene oder aber externe Faktoren wie Lebensstil und Umwelteinflüsse als Auslöser überwiegen. Zudem gibt es Studien, die von „Zufallsmutationen” als häufigste Auslöser ausgehen. Demnach wäre die große Mehrheit an Krebserkrankungen schlicht auf „bad luck” – also Pech – und nicht etwa auf die genetische Disposition oder aber äußere Faktoren zurückzuführen [5].
Andere Forscher:innen sehen diesen Zufallsanteil deutlich geringer und gehen eher von äußeren Faktoren als Hauptgrund aus. Hierzu zählen Rauchen, schlechte Ernährung, starkes Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhter Alkoholkonsum, Luftverschmutzung und Umweltbelastungen durch krebsauslösende Substanzen [5].
Auch gibt es bestimmte genetische Veranlagungen, die sicher oder sehr wahrscheinlich zu einer Krebserkrankung führen. Allerdings ist dies zahlenmäßig die Ausnahme. Anstatt alle Krebsarten über einen Kamm zu scheren, lohnt also der Blick auf die konkrete Diagnose [5]:
3. Häufigkeit von Krebserkrankungen
Mit der zunehmend wachsenden und immer älter werdenden Weltbevölkerung steigt auch die Zahl an Krebserkrankungen. Während 2017 immerhin 6 % der über 70-jährigen Krebs hatten, waren es bei den Unter-50-Jährigen deutlich weniger als 1 % [6, 7].
In Deutschland ist bei den Männern das Prostatakarzinom, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs die häufigste Krebserkrankung. Dabei sagt die Häufigkeit nicht automatisch etwas über das Gesundheitsrisiko aus. So hat sich in Autopsien von verstorbenen 80-Jährigen bei jedem zweiten ein Prostatakarzinom finden lassen, das zeitlebens nie aufgefallen war [4, 8, 9].
Bei den Frauen ist dagegen Brustkrebs am häufigsten, gefolgt von erst Darm- und dann Lungenkrebs. Konkret heißt das, statistisch gesehen erkrankt jede 8. Frau an Brustkrebs in ihrem Leben. Männer können zwar auch an Brustkrebs erkranken, dies passiert jedoch nur selten [8-10].
Etwa 5 % aller Krebserkrankungen weltweit betreffen Kinder. Hierbei handelt es sich überwiegend um Krebsarten, die bei Erwachsenen seltener auftreten. Dies gilt insbesondere für bestimmte Leukämien, also Blutkrebsarten [7].
4. Vorbeugung und Früherkennung von Krebs
Vorbeugung und Früherkennung gehören beide zu wichtigen Maßnahmen im Kampf gegen Krebs. Bei der Vorbeugung geht es darum, die Entstehung von Krebs durch Anpassung des eigenen Lebensstils zu verhindern. Damit lässt sich das Risiko für eine Vielzahl an Krebsarten nachweislich vermindern [11].
Die Vorbeugungsmaßnahmen richten sich nach den größten Risikofaktoren für eine Krebsentstehung. Dazu zählen [11]:
Übersicht: Maßnahmen zur Krebsvorbeugung [11]
Rauchen vermeiden
- Tabakkonsum ist die wichtigste vermeidbare Krebsursache und ist für 21 % aller Krebstodesfälle weltweit verantwortlich.
- Ungefähr die Hälfte aller Raucher:innen stirbt an einer tabakbedingten Krankheit.
- Erwachsene Raucher:innen verlieren im Durchschnitt 13 Lebensjahre durch Tabakkonsum.
Körperlich aktiv sein
- Verminderte körperliche Aktivität soll laut Beobachtungsstudien mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sein.
- Es wird geschätzt, dass eine sesshafte Lebensweise mit 5 % der Krebstodesfälle zusammenhängt.
Körpergewicht im Normalbereich halten
- Übergewicht wird mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Krebsarten in Verbindung gebracht.
- Es wird geschätzt, dass starkes Übergewicht 20 % aller Krebserkrankungen verursacht.
Gesund ernähren
- Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie mit wenig gesättigten Fetten, rotem und verarbeitetem Fleisch kann das Krebsrisiko senken.
Alkoholkonsum minimieren
- Alkoholkonsum erhöht das Risiko für verschiedene Krebsarten.
- Das Risiko ist am geringsten, wenn gar kein Alkohol getrunken wird.
- Wer sich dennoch für Alkohol entscheidet, sollte den Konsum auf maximal ein alkoholisches Getränk pro Tag für Frauen und zwei für Männer beschränken.
Bestimmte Infektionen vermeiden
- Schätzungsweise gehen 17 % aller Krebserkrankungen auf bestimmte Infektionserreger zurück.
- Zu den effektivsten Schutzmaßnahmen zählt, sexuell übertragbare Erkrankungen zu vermeiden sowie Mädchen und Jungs vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen das Humane Papillomavirus (HPV) impfen zu lassen.
Starke UV-Strahlung vermeiden
- Jährlich werden über 1 Million Fälle an Hautkrebs diagnostiziert.
- Es hilft, Sonnenbäder sowie Solariumsbesuche zu vermeiden und Sonnenschutz wann immer nötig zu nutzen.
Da Krebs in vielen Fällen durch Zufallsmutationen entsteht, ist Vorbeugung allein jedoch kein hundertprozentiger Erfolgsgarant. Umso wichtiger ist es, bestimmte Krebsarten schon früh zu erkennen. Denn in der Regel ist es wesentlich leichter, eine effektive Krebsbehandlung in einem frühen Krankheitsstadium durchzuführen – anstatt später [5].
In Deutschland werden verschiedene Vorsorgeuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung je nach Alter und Geschlecht angeboten. Dies umfasst jährliche gynäkologische Untersuchungen samt Zervixabstrich zur Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung für Frauen ab 20 Jahren sowie eine jährliche Untersuchung der Brüste für Frauen ab 30 Jahren sowie alle 2 Jahre eine Mammografie für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren [12].
Für beide Geschlechter gibt es eine Hautkrebsfrüherkennung alle 2 Jahre ab 35 Jahren sowie jährliche Stuhlproben ab 50 Jahren mit Darmspiegelung ab 50 bei Männern und ab 55 bei Frauen zur Darmkrebsfrüherkennung. Männer ab 45 Jahren haben zudem Anspruch auf jährliche Untersuchungen zur Prostatakarzinomfrüherkennung [12].
So wichtig die Krebsfrüherkennung ist, muss man sich dennoch klar machen, dass sie keineswegs fehlerfrei ist. Betroffene können fälschlicherweise ein positives Ergebnis erhalten und daraufhin unnötige Folgeuntersuchungen über sich ergehen lassen. Auch wird etwa 5 aus 1000 Frauen mit positivem Mammografie-Screening die Brustdrüse unnötigerweise komplett oder teilweise entfernt [13, 14].
Alle statistischen Hintergründe, um sich selbst ein Bild über Vorzüge und Risiken der Früherkennung machen zu können, finden Sie hier.
5. Eine akkurate Krebsdiagnostik ist entscheidend
Bei Krebs beruht die Art der Behandlung wesentlich auf einer akkuraten Diagnose. Beispielsweise hängt der Einsatz von verschiedenen Chemotherapien maßgeblich davon ab, welcher Zelltyp betroffen ist und ob dieser bestimmte Rezeptoren aufweist. Auch hängt die Entscheidung, ob eine komplette operative Entfernung eines Tumors möglich ist, oft von der exakten Lokalisation und Ausbreitung des Tumorgewebes ab [15, 16].
5.1. Symptome einer Krebserkrankung
Bestimmte Symptome können erstes Anzeichen einer Krebserkrankung sein. Allerdings sind einzelne Symptome selten spezifisch für Krebs – sie können also auch durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden. Auch hängen die genauen Symptome in der Regel vom betroffenen Organsystem ab. Ein Lungenkrebs führt dementsprechend zu sehr anderen Beschwerden als ein Prostatakarzinom [4, 9, 17].
Wie bei anderen Erkrankungen auch gilt daher, dass ein neues Symptom – insbesondere wenn es schwerwiegend ist oder länger anhält – immer von einem Arzt abgeklärt werden sollte. Mediziner können dann auf Grundlage von Symptomen, Krankengeschichte sowie Risikofaktoren über die Notwendigkeit von weiterführenden Untersuchungen und Tests entscheiden. Dies kann Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren und Gewebeproben umfassen [18].
5.2. Was sind Staging und Grading?
Jeder Krebs muss als Teil der Diagnosestellung exakt klassifiziert werden. Hierzu zählt auch das sogenannte Staging und Grading. Eines der am häufigsten verwendeten Staging-Systeme ist dabei die „TNM-Klassifikation”. Das „T” steht hierbei für Tumor und erfasst dessen Ausdehnung. Wichtige Fragen sind, welche Wandschichten der Tumor überschritten hat und ob er bereits in Nachbarorgane eingedrungen ist [19].
Das „N” steht für Nodus und zielt auf den Befall von Lymphknoten ab. Wurden noch keine Lymphknoten befallen, ist dies prognostisch günstig. Das „M” bezieht sich schließlich auf das Vorliegen von Metastasen. Damit ist eine Verschleppung von Tumorzellen in andere Organe gemeint. Je nach Tumorart sind verschiedene Metastasierungswege unterschiedlich typisch [19].
Das Grading beschreibt dagegen, wie gut das Tumorgewebe differenziert ist. Dafür werden meist die Kürzel G1 bis G4 verwendet. Weist das Tumorgewebe eine hohe Übereinstimmung (G1) zum Ursprungsgewebe auf, ist dies prognostisch günstig. G4 läge vor, wenn eine Zuordnung zum Ausgangsgewebe praktisch unmöglich ist [20].
6. Krebstherapie: Behandlungsmethoden
Die Behandlung einer Krebserkrankung hängt wesentlich von Art und Eigenschaften (Klassifizierung) der Neoplasie ab. Wurden Staging und Grading abgeschlossen, können die behandelnden Fachärzte anhand von Leitlinien und in Absprache mit dem Betroffenen eine Behandlung beginnen. Diese kann sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzen und folgt einer Reihe von generellen Prinzipien [21].
Zunächst gilt es, die Zielsetzung der Behandlung klar zu definieren. Dabei geht es um die Frage, ob die Therapie „kurativ”, „palliativ” oder „supportiv” sein soll. Während bei einer kurativen Therapie das Ziel der Heilung verfolgt wird, geht es bei einer Palliativbehandlung eher darum, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Maßnahmen wie Schmerzbehandlung, Seelsorge oder Therapie der Nebenwirkungen fällt dagegen in den Bereich der supportiven Therapie [21].
Übersicht: Behandlungsmethoden der Krebstherapie [1]
Krebs-Operation
- Abhängig von Krebsart und -ausdehnung kann ein Tumor in vielen Fällen operativ entfernt werden.
- Dabei wird entweder das gesamte betroffene Organ oder aber nur Teile davon entfernt.
- Das entnommene Gewebe geht anschließend stets an einen Pathologen, welcher beurteilt, ob der Tumor im Gesunden oder nicht entfernt worden ist.
→ Sind die Resektionsränder frei von Tumorgewebe oder sind Tumoranteile im Körper verblieben?
Chemotherapie
- Chemotherapeutika, auch Zytostatika genannt, sind eine sehr gemischte Gruppe an Arzneimitteln, die alle zum Ziel haben, sich schnell vermehrende Zellen zu reduzieren.
- Eine Chemotherapie kann als „neoadjuvante Therapie” vor oder als „adjuvante Therapie” nach einer geplanten OP erfolgen.
- Der große Nutzen dieser Arzneimittel geht oft mit ausgeprägten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Infektanfälligkeit, Haarausfall oder Schleimhautreizung einher.
Strahlentherapie
- Die Strahlentherapie, auch Radiotherapie genannt, stellt einen weiteren Therapieansatz für bösartige Tumorerkrankungen dar.
- Mithilfe von sogenannter ionisierender Strahlung werden Zellen dabei in ihrer Teilung gehemmt oder sogar zerstört.
- Die Strahlentherapie kann als sogenannte Teletherapie von außen oder als Brachytherapie von innen (z.B. durch Einbringen von reiskorngroßen Strahlenquellen in ein Zielorgan) durchgeführt werden.
Hormontherapie
- Bei einigen Krebsarten spricht das Tumorgewebe auf bestimmte Hormone an.
- So können zum Beispiel in der Behandlung des Prostatakarzinoms die männlichen Geschlechtshormone gehemmt werden.
Biologicals
- Bei Biologicals handelt es sich um künstlich hergestellte Proteine, meist Antikörper, mit denen gezielt auf das Immunsystem eingewirkt werden kann.
- Da manche Tumorarten bestimmte Rezeptoren ausbilden, kommen diese Arzneimittel zunehmend auch in der Krebstherapie zum Einsatz.
Stammzelltransplantation
- Eine Stammzelltransplantation kommt oft zum Einsatz, wenn eine Chemotherapie erfolgen muss, die nicht nur die Krebszellen, sondern auch die Stammzellen im Knochenmark tötet.
- So können dem Betroffenen vor der Chemotherapie Stammzellen entnommen werden, die die Person dann im Anschluss zurückerhält.
7. Leben mit Krebs
Ein Leben mit der Diagnose Krebs ist für viele Menschen eine enorme Herausforderung. Zu den gesundheitlichen Einschränkungen selbst kommt die ständige Ungewissheit darüber, wie es weitergehen wird. Doch gerade weil die Behandlung oft langwierig ist, kommt dem psychischen Durchhaltevermögen eine große Bedeutung zu.
7.1. Krebs und die Psyche
Insgesamt haben etwa 85 % aller Krebspatienten mit psychischen Folgen durch ihre Erkrankung zu tun. Allerdings wird die psychische Belastung nur bei der Hälfte der Krebspatienten bemerkt. Hier besteht also großer Aufholbedarf [22].
Generell ist es extrem wichtig, sich für die psychischen Beschwerden frühzeitig Hilfe zu holen und diese mit dem behandelnden Arzt zu thematisieren. Denn neben der Minderung des Leidensdrucks ist es zudem wichtig herauszufinden, was der Ursprung der psychischen Symptome ist [22].
So kann es sich dabei um eine normale mentale Reaktion auf die lebensbedrohliche Krebserkrankung, um Anzeichen einer neu aufgetretenen bzw. wiederkehrenden psychiatrischen Erkrankung oder aber um eine Manifestation der Krebserkrankung selbst handeln. Metastasieren Tumorzellen ins Gehirn kann dies nämlich auch zu psychischen Symptomen führen [22].
7.2. Auswirkungen auf den Alltag
Wie stark die psychische Belastung und Einschränkung der Lebensqualität durch die Krebserkrankung ist, hängt wesentlich vom Stadium und der Art des Krebses selbst ab. So sind Menschen mit einem Krebs der Atemwege im Schnitt besonders stark belastet [23].
Ansonsten sind die Beschwerden und täglichen Herausforderungen natürlich sehr individuell. Zu den häufigsten Beschwerden zählen vermehrte Ängstlichkeit und gedrückte Stimmung, eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten, andauernde Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Trauer, Schlaflosigkeit, Schmerzen sowie sexuelle Funktionsstörungen [22].
Auch bei Menschen, die ihre Krebserkrankung überstanden haben, können vermehrt Symptome wie Ängstlichkeit oder Depressivität auftreten. Hierbei kann die Angst vor einem Rezidiv eine wesentliche Rolle spielen. Professionelle Hilfe in Form von Psychoedukation ist dann besonders wichtig [24].
7.3. Krebsverläufe und Rezidive
Eine Krebserkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen. Es gibt Menschen, bei denen die Erkrankung komplett geheilt werden kann. Bei anderen verläuft sie chronisch und begleitet sie bis ins hohe Alter. Es gibt rezidivierende Verläufe – also solche, wo die Krebserkrankung mehrfach wiederkehrt. Und manche Betroffene versterben innerhalb von kurzer Zeit nach Diagnosestellung [25].
Die sogenannte 5-Jahres-Überlebensrate, also die Rate an Menschen, die mindestens 5 Jahre nach ihrer Krebsdiagnose noch am Leben sind, unterscheidet sich stark je nach Krebsart. Während es für Prostatakarzinom und Brustkrebs immerhin gut 4 von 5 Betroffenen sind, lebt bei Leber- und Lungenkrebs nicht mal jede zehnte Person nach 5 Jahren [26].
Rezidive können sowohl an der vorherigen Lokalisation als auch an einem anderen Ort im Körper auftreten. Auch ist das Risiko für die Entstehung einer weiteren Krebserkrankung nach überstandener erster Neoplasie ebenfalls erhöht. Zudem können Chemo- und Strahlentherapie mitunter selbst Krebserkrankungen wie Leukämien mit einer zeitlichen Verzögerung verursachen [25].
Für das eigene Schicksal sind dies jedoch nur statistische Durchschnittswerte mit begrenzter Aussagekraft. Auch jemand mit einer ungünstigen Prognose kann also unter Umständen einen guten Verlauf nehmen. Es gibt also immer Anlass zur Hoffnung.
8. Ausblick: Wir machen Fortschritt!
Zwar nimmt die Zahl an weltweiten Krebserkrankungen weiter zu, dies täuscht jedoch leicht über den Fortschritt hinweg, der bereits gemacht worden ist. Denn die steigenden Zahlen beruhen insbesondere auf der generell höheren Lebenserwartung von Menschen – welche mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken einhergeht [27].
Rechnet man das Alter als Faktor raus, dann ist die Sterberate von Krebs in den letzten 30 Jahren dagegen um 15 % gesunken. Das ist kein Riesenerfolg, aber dennoch ein Erfolg. Ein 60-Jähriger verstirbt heute also weniger wahrscheinlich an Krebs als ein 60-Jähriger vor 30 Jahren [27].
Dies hängt zum einen damit zusammen, dass fast ein Viertel aller Krebstodesfälle auf Rauchen zurückzuführen ist und der Anteil an Rauchern weltweit zurückgeht. Zum anderen steigen die 5-Jahres-Überlebensraten für zahlreiche Krebserkrankungen laut Forschungsergebnissen, weil es für sie heute oftmals eine bessere Früherkennung sowie Behandlung gibt [27].
Am Ende sind Vorbeugung und Früherkennung also wieder einmal ausschlaggebende Faktoren.
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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