Was sind die Symptome von Endometriose?
Endometriumzellen können in alle möglichen Gewebe eindringen und eine Endometriose verursachen: von tieferen Schichten der Gebärmutter über Scheidengewebe und Eierstöcke bis hin zu Blase, Darm, Lunge oder sogar Gehirn. Die Art der Beschwerden hängt insbesondere von der Lokalisation ab. Aber auch symptomfreie Verläufe sind möglich.
Symptome in der Gebärmutter – und im Zyklus
Die Endometriosezellen reagieren auf den weiblichen Hormonzyklus - unter Einfluss von Östrogen vermehren sie sich. Ein wichtiges Indiz bei der Abklärung der Beschwerden.
Wenn die endometriumartigen Zellverbände in die tiefer liegenden Gebärmutterschichten wandern, können sie eine verstärkte Regelblutung auslösen. Menstruationsabhängige starke Schmerzen, die etwa zwei Tage vor der Blutung einsetzen und mit ihr wieder abklingen, sind ein häufiges Symptom. Die Infiltrationstiefe der Herde korreliert direkt mit der Intensität der Blutung.
Auch eine verlängerte Dauer der Regelblutung (über 7 Tage = Menorrhagie) oder azyklischen Blutungen bzw. Dauerblutungen außerhalb der erwarteten Menstruationsphase (Metrorrhagie). Die Beschwerden können also unabhängig vom Zyklus auftreten. Auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder sogar Kollabieren sind bekannte Symptome und für betroffene Frauen eine große Herausforderung.
Symptome im Bauch und Magen-Darmbereich
Endometriumzellen können den Magen-Darm-Trakt erreichen und zu gastrointestinalen Beschwerden führen. Dazu zählen Schwierigkeiten beim Stuhlgang (Dyschezie) wie auch Verstopfung und Durchfall. Blut im Stuhl (Hämatochezie) oder ein extrem dunkler Stuhl sind durch eine Endometriose im Magen-Darm-Trakt möglich. Auch Übelkeit, Erbrechen und Blähungen, ein Druckgefühl oder Krämpfe können auftreten.
Wie bei anderen Lokalisationen auch, liegt die größte Herausforderung darin, dass all diese Beschwerden wenig spezifisch für eine Endometriose sind, was eine Diagnose schwierig macht.
Symptome in der Blase und im Becken
Ist die Blase durch Endometriose-Herde befallen, ähneln die Beschwerden denen eines gewöhnlichen Harnwegsinfekts. Hierzu zählen Schmerzen im Unterbauch, eine erschwerte oder sogar schmerzhafte Blasenentleerung (Dysurie) und häufiger Harndrang – teils mit Entleerung nur geringer Harnmengen (Pollakisurie). Das Auftreten von Blut im Urin ist möglich, die Blutmengen sind aber oft gering und fürs menschliche Auge nicht sichtbar. Ein Urintest kann für Klarheit sorgen.
Neben der Blase kann auch das Becken von Endometriose betroffen sein. Chronische Beckenschmerzen können unabhängig vom Menstruationszyklus auftreten und die Lebensqualität erheblich einschränken.
Andere Lokalisationen von Endometriose - Zwerchfell, Lunge und Co.
Endometriose ist in den genitalnahen Körperregionen am häufigsten, aber die Zellherde können sich überall im Körper befinden. Neben Gebärmutter, Eierstöcken, Ovarien, Beckenraum, Vagina, Bauchfell, Blase und Magen-Darm-Trakt können auch Bauchnabel, Harnleiter, Lunge, Zwerchfell, Gehirn oder Narben betroffen sein.
Symptome im Zwerchfell
Wenn Endometriose das Zwerchfell befällt, kann dies mit Schmerzen auf der betroffenen Seite des Brustkorbs und ausstrahlenden Schmerzen in Schulter, Arm und Nacken einhergehen. Die Schmerzen sind oft unregelmäßig und belastungsunabhängig.
Selten kann es zu einem Zwerchfellriss oder dem Eindringen von Luft in den Pleuraspalt kommen. Beides führt zu einer behinderten Atmung, in deren Folge Betroffene über Atemnot klagen. Der Pleuraspalt ist eine Körperhöhle, die sich um unsere Lungenflügel schmiegt und mit Flüssigkeit gefüllt ist, um das Atmen zu erleichtern.
Symptome in der Lunge
Außerhalb des Beckens ist Endometriose am häufigsten im Brustkorb zu finden. Sie kann auch die Lunge befallen. In der Regel kommt es jedoch erst zu merklichen Symptomen, wenn die Atemwege betroffen sind (das Husten von Blut kann die Folge sein) oder ein Lungenflügel durch das Eindringen von Luft in den Pleuraspalt kollabiert (auch „Pneumothorax” genannt). Dann können Symptome wie Brustschmerzen oder Schmerzen nahe des Schulterblattes auftreten. Luftnot ist die Folge bei diesem insgesamt seltenen Szenario.
Die Symptome treten meist innerhalb der 72 Stunden vor Beginn der Menstruation auf - allerdings nicht bei jeder Regelblutung. Vielmehr können Monate oder Jahre zwischen den Vorfällen liegen.
Psychische Symptome
Für Frauen mit Endometriose ist die Krankheit nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Neben den körperlichen Beschwerden spielt die psychische Belastung eine große Rolle. Durch die oft lange Odyssee von Arztbesuchen entwickeln viele Frauen Ängste. Manche beginnen sogar zu denken, sie hätten sich die Beschwerden eingebildet. Natürlich ist das Gegenteil der Fall.
Andere Herausforderungen sind indirekter: Endometriose kann sich nachweislich negativ auf die Produktivität am Arbeitsplatz auswirken. Ein Beruf und auch alltägliche Aufgaben können durch die Krankheit stressiger werden. Etwa die Hälfte aller Frauen mit Endometriose leidet unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Abgesehen von den Beschwerden selbst kann dies zu Scham, Vermeidung und Paarkonflikten führen.
Liste der typischen Symptome
Die häufigsten Symptome einer Endometriose :
Übersicht zu typischen Beschwerden bei Endometriose
Weitere mögliche Symptome:
verstärkte Regelblutung
verlängerte Dauer der Regelblutung (über 7 Tage = Menorrhagie)
azyklische Blutungen bzw. Dauerblutungen außerhalb der erwarteten Menstruationsphase (Metrorrhagie)
erschwerte Zeugungsfähigkeit
Schwierigkeiten im Schwangerschaftsverlauf (Abort, vorzeitiger Blasensprung, Wachstumsrestriktion, Frühgeburt)
Schwierigkeiten beim Stuhlgang (Dyschezie) wie Verstopfungen oder Durchfälle
sichtbares Blut im Stuhl (Hämatochezie)
extrem dunkler Stuhl
Erbrechen
Blähungen
Druckgefühl oder Krämpfe im Bauchraum
Schmerzen im Unterbauch
erschwerte oder schmerzhafte Blasenentleerung (Dysurie)
häufiger Harndrang – teils mit Entleerung nur geringer Harnmengen (Pollakisurie)
Blut im Urin
Kopfschmerzen
Schmerzausstrahlung in die Beine
Erschöpfung
häufige Infekte
subfebrile Temperaturen (Temperaturen zwischen 37,5 und 38 Grad Celsius)
Blut beim Husten
Atembeschwerden
Schmerzen in der Schulter
Symptome bei der Einnahme der Pille
Endometriosezellen reagieren auf den hormonellen Zyklus. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die Zellen in der Gebärmutterschleimhaut oder außerhalb davon befinden, wie es bei der Endometriose der Fall ist. Ein Anstieg des Östrogenspiegels führt zu einem Wachstum der Endometriosezellen. Unter den verschiedenen Behandlungsansätzen der Endometriose spielt der Einsatz der Pille (zur Senkung der Östrogenspiegel) deshalb eine zentrale Rolle.
Zu den eingesetzten Präparaten zählen sogenannte Gestagene, GnRH-Analoga, kombinierte orale Kontrazeptiva oder Aromatasehemmer, wobei eine Therapie mit Gestagenen meist bevorzugt wird. Durch die Hemmung des östrogenabhängigen Wachstums kann eine effektive Reduktion der Größe und Aktivität der Endometrioseherde erreicht werden. Das Vorgehen sollte immer mit den behandelnden Ärzt:innen erörtert werden.
Endometriose in der Sexualität, bei Kinderwunsch und Schwangerschaft
Ein häufiges Symptom der Endometriose sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Eine lustvolle Sexualität wird somit erschwert. Chronische Schmerzen können dazu müde und gereizt machen oder auch zu depressiven Stimmungen führen. Das kann eine Partnerschaft erheblich belasten.
Frauen mit Endometriose sollten sich vorher bei einem Kinderwunsch beraten lassen. Je nach Ausprägung und Lokalisation der Endometriose variiert das Risiko stark. Die Endometriose kann relevant für die Zeugungsfähigkeit und für den späteren Schwangerschaftsverlauf sein, aber das ist nicht zwingend.
Befinden sich die Endometrioseherde in den tieferen Uterusschichten, sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden um 30%. Dies sind jedoch Durchschnittswerte. Letztlich kommt es auf den Einzelfall an. Endometriose ist eine der Hauptursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch. Aber wenn eine Frau Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden, muss das nicht an einer vorliegenden Endometriose liegen, denn es gibt viele mögliche Ursachen. Daher ist es wichtig, den Grund für die Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit zu ermitteln.
Im Schwangerschaftsverlauf besteht in vielen Fällen kein erhöhtes Risiko. Vielmehr kommt es hormonell bedingt sogar oft zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden. Diese Besserung kann auch nach der Schwangerschaft anhalten.
Liegen die Endometrioseherde jedoch ungünstig, kann das zu ernsten Problemen führen, wie Verlust der Schwangerschaft, Wachstumseinschränkung, vorzeitiger Blasensprung oder Frühgeburt. Der behandelnde Gynäkologe oder die Gynäkologin kann im Vorfeld über eventuelle Risiken aufklären.
Symptome in den Wechseljahren
Endometriose tritt meist mit dem Einsetzen der Menstruation auf und verursacht am häufigsten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr Beschwerden. Mit dem Einsetzen der Wechseljahre verschwinden die Beschwerden. Nur selten kann Endometriose auch nach der Menopause eine aktive Erkrankung bleiben. Studien zufolge sind etwa zwei Prozent aller Betroffenen mit einer chirurgisch festgestellten Erstdiagnose postmenopausal. Aber ein schwerer Krankheitsverlauf ist in diesem Alter die absolute Ausnahme, da der Östrogenspiegel sinkt.
Test für Symptome von Endometriose
Es gibt keinen Test, mit dem sich Endometriose zuverlässig diagnostizieren lässt. Zwischen den ersten Symptomen und der Diagnose liegen durchschnittlich sechs Jahre. Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen liegt das an der Vielzahl der möglichen Symptome. Wenn eine Frau mit Endometriose vor allem Schulterschmerzen hat, eine andere aber Verdauungsprobleme, ist es schwierig, die richtige Diagnose zu stellen.
Nicht selten konsultieren betroffene Frauen zunächst Ärzte aus anderen Fachrichtungen. Orthopäd:innen, Gastroenterolog:innen und selbst viele Gynäkolog:innen diagnostizieren oft anfänglich nicht richtig. Die Schlagzahl in den Praxen ist meist hoch und die gynäkologische Untersuchung ist häufig unauffällig. Das liegt daran, dass die Endometrioseherde meist tief im Gewebe verborgen liegen.
Das oftmals zyklische Auftreten der Beschwerden kann zwar ein entscheidender Hinweis sein – ist aber keineswegs immer gegeben. Bei Frauen, die die Pille nehmen, fehlen die zyklisch hohen Östrogenspiegel. Das Wachstum und die Schmerzsymptomatik der Endometrioseherde können daher vom Zyklus entkoppelt sein.
Bei Verdacht auf eine Endometriose sollte die Patientin an ein spezialisiertes Zentrum überwiesen werden. Mit sorgfältiger Anamnese, Untersuchung, vielfältigen Bildgebungsverfahren und teils operativer Probenentnahme kann die Diagnose dann zuverlässig gesichert werden. Neueste Entwicklungen untersuchen die Möglichkeit, Endometriose mittels Stuhlproben zu diagnostizieren. Eine solche nicht-invasive Diagnosemethode hätte auch den Vorteil, weniger belastend für die Patientinnen zu sein.
Behandlung von Symptomen
Eine vollständige Heilung der Endometriose ist noch nicht möglich. Es gibt jedoch wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Wenn die Diagnose gesichert ist, ist es ratsam, sich in einem spezialisierten Zentrum mit einem interdisziplinären Team behandeln zu lassen. Es ist wichtig, dass verschiedene Ärzt:innen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenarbeiten, da die Endometriose verschiedene Bereiche des Körpers betreffen kann.
Im Laufe der Jahre kann sich ein Schmerzgedächtnis entwickeln. Denn wenn starke Schmerzsignale wiederholt das Rückenmark und das Gehirn erreichen, kann sich die Schmerzverarbeitung dort anpassen. Es kommt zu einer Sensibilisierung, die die Schmerzwahrnehmung verstärken kann - unabhängig von den getroffenen Behandlungsmaßnahmen.
Das Führen eines Symptom-Tagebuchs, Yoga, Wellness, Akupunktur und Neural-, Schmerz-, Physio- oder Psychotherapie können helfen. Auch die Ernährung kann Einfluss nehmen: Betroffene Frauen berichten über eine Linderung der Symptome durch eine entzündungshemmende und histaminarme Ernährung. Vor allem rotes Fleisch und Wurst enthalten entzündungsfördernde Stoffe. Darunter ist die Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure, die vor allem in Schweinefleisch enthalten ist. Auch zu viel Zucker fördert Entzündungen.
Die Endometriose bleibt insgesamt ein komplexes Krankheitsbild. Jedoch wächst die Zahl der Endometriose-Publikationen rapide:
Dies könnte vielversprechende Durchbrüche für die Zukunft bedeuten.
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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